Noch so ein Buch, das mir vor allem wegen seines Covers ins Auge gesprungen ist. „Der Heimweg“ von Sebastian Fitzek in seiner Limited Edition ist nämlich wirklich ein hübsches Ding. Das Hardcover-Buch hat schwarzen Beschnitt und einen dicken Kartondeckel mit Gucklock, durch den man eine Figur auf silbernem Glanzpapier davonlaufen sieht. Dass Fitzek ein Garant für Spannung ist, ist bekannt. Die Entscheidung, das Buch zu Weihnachten schenken zu lassen, war daher eine leichte. Ich habe es auch fix auf meine Leseliste für 2021 gepackt und kann es von da hiermit auch gleich wieder streichen. Es war grandios. Es war fesselnd. Es war atemberaubend. Es war aber nicht perfekt. Aber von vorne:
Der Inhalt
Jules übernimmt für seinen besten Freund eine Nacht lang die Tätigkeit des „Begleiters“ am Begleittelefon. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung, bei der Frauen, die am Heimweg sind und sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlen, anrufen können. Sie sprechen dann mit einem „Begleiter“ die gesamte Zeit über. Der gibt ihnen ein gutes Gefühl und bleibt in der Leitung, bis die Frauen sicher im Auto oder eben in ihrer Wohnung angekommen sind. Jules‘ erste Gesprächspartnerin an diesem Abend wird gleichzeitig seine letzte sein. Es handelt sich dabei um Klara, die Todesangst hat. Der berüchtigte Kalender-Killer ist hinter ihr her. Sie hat nur noch einige Stunden zu leben, bevor er sie auf bestialische Weise umbringen wird.
Klara will ihrem Leben daher selbst ein Ende setzen. Schließlich ist es besser, durch die eigene Hand zu sterben, als abgeschlachtet zu werden. Sowieso sieht die Frau nicht mehr viel Sinn im Weiterleben – ihr perverser und übreaus gewalttätiger Ehemann macht ihr sowieso jeden Moment zu Hölle. Jules schafft es, das Vertrauen der verängstigten Frau zu gewinnen. Denn auch er weiß seit einem verhängnisvollen Abend, was es heißt, fast schon animalische Todesangst zu haben. Die beiden bleiben fast die gesamte Nacht über in Verbindung – bis sich die Story ihrem dramatischen – und für den Leser sehr überraschenden – Höhepunkt nähert. Mehr kann man eigentlich zur Story an sich nicht sagen, ohne wesentliche Details zu verraten.
Meine Meinung
Das Buch ist temporeich und wahnsinnig spannend geschrieben. Ich hatte es ihn wenigen Stunden ausgelesen. Bei den meisten der Schilderungen wünscht man sich, dass es derart kranke Menschen nicht gibt – wohl wissend, dass die Grausamkeit des Menschen scheinbar keine Grenzen kennt. Die Auflösung ist clever und überraschend, allerdings ergibt sie nicht durch und durch Sinn. Um das zu überprüfen, habe ich mit dem Wissen vom Ende den Anfang nochmal gelesen und für mich bleiben wesentliche Fragen ungeklärt. Zum Beispiel, weshalb Klara an ihrem prophezeiten Todestag nicht einfach bei der Polizei einmarschiert und sich dort einquartiert. Oder weshalb sie nicht mit der Polizei gemeinsam eine Falle für den Täter plant.
Auch in der Beziehung zwischen Jules und dessen Vater bleiben einige Fragen offen. Ich liebe Fitzek, deshalb ärgert es mich umso mehr, wenn Verlage bzw. Lektoren ganz offensichtlich Augen zudrücken und berühmte Autoren mit offensichtlichen Schwächen durchkommen lassen. Trotzdem: Lesespaß ist eh garantiert.
Eckdaten
Original: Der Heimweg (2020)
Seiten: 400 (Hardcover, Droemer Knaur)
ISBN: 978-3-426-28155-0
Preis: 23,70 (A)
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