Wer hier regelmäßig mitliest, kennt ja meine Geschichte in Bezug auf Sport. Hier mal kurz zusammengefasst: als Kind habe ich es vorgezogen, zu lesen anstatt mich zu bewegen. Sämtliche Turnlehrerinnen von der Volksschule bis zum Gymnasium haben nicht gerade dazu beigetragen, mir die Lust am Sport nahezubringen. Ich war glücklicherweise nicht die Einzige, der es so ging. Ich und rund 75 Prozent meiner Schulkolleginnen hatten dem Sport spätestens in der vierten Klasse Gymnasium vollends abgeschworen.
Gut, dass sich die Dinge und die Zeiten ändern. Über Umwege und irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ich mich eigentlich ganz gern bewege. Vor allem, die geistige Anstrengung dahinter ist es, die mich reizt. Vom Halbmarathon über den Burgenland Extrem bis hin zu Pilgerwanderungen bzw. -trailruns ist alles dabei. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen, auch eine große österreichische Frauenzeitschrift hat kürzlich darüber geschrieben.
Wenn ich jetzt in ein Hotel auf Recherche komme, werde ich in der Regel vom Pressebetreuer/der Pressebetreuerin mit den Worten: „Das ist die Sportlerin…“ vorgestellt. Oder vom Generalmanager/der Generalmanagerin mit „Sie sind also die Sportlerin…“ begrüßt. Ich fühle mich da meist nicht angesprochen. Für mich ist das irgendwie schon noch neu. Den Großteil meines Lebens habe ich mich schließlich faul gefühlt. Und es wurde mir ja auch so vermittelt. Nach einer Schrecksekunde nicke ich dann immer. Und schon kramen PressevertreterIn oder GeneralmanagerIn in ihren Unterlagen, um mir die schönsten Laufstrecken der Gegend zu zeigen. Oder sie zerren mich gleich direkt ins Gym. Meist mit dem Hinweis, Öffnungszeiten für mich gern anzupassen, so dass ich vor dem 13 Punkte umfassenden Presseprogramm noch laufen gehen kann.
Das ist wahnsinnig lieb von denen. Es stresst mich aber auch. Letztens war ich beispielsweise in einer österreichischen Thermenregion, gemeinsam mit superlieben KollegInnen. Weil ich jetzt nunmal den Ruf als Sportskanone verteidigen muss, stellte ich mir den Wecker auf 5:30. Schließlich war offizieller Programmbeginn mit dem Frühstück um 8 Uhr. Da sollst du dann ja geschniegelt und gestriegelt antanzen und nicht etwa in nassgeschwitzten Sportklamotten. Fürs Duschen und Haarewaschen (ich bin ein Langhaarmädchen) geht da eine Stunde drauf. Etwas mehr als eine Stunde laufe ich normalerweise. Und dann braucht es noch Pufferzeit.
Draußen war es noch diesig, der Nebel hing tief, es war alles andere als motivierend. Am Vorabend ging das offizielle Programm bis Mitternacht, es gab Alkohol und zuviel zu essen. Auch an diesem Tag war „open end“ die wahrscheinlichste Uhrzeit fürs Programmende. Mein Kopf tat weh, es war kalt, das Bett flauschig. Ich hab mich trotzdem raus geschleppt. Zum Frühstück bin ich allerdings zu spät gekommen, ich bin in der Dusche eingeschlafen.
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