Über Umwege (Pinterest) bin ich vor kurzem auf einen Artikel gestoßen, der auf den ersten Blick nicht besonders intelligent schien. Und der auch auf den zweiten Blick irgendwie ein bisschen so in die Eso-Ecke gehören könnte. Nun kann ich aber ja nicht behaupten, komplett esoterikfrei zu sein. Und zum anderen ist vor allem ein Satz in meinem Hirn kleben geblieben. Den bekomme ich auch nicht mehr raus, auch mit viel laufen nicht.
Du bist genug.
Das war der Satz. Obvious, oder? Für mich nicht so. So lange ich mich erinnern kann, habe ich immer versucht, besser zu sein als ich eigentlich bin. Immer die Extrameile gehen. Immer mehr leisten als erwartet wird. Immer mehr geben, als man bekommt. Das macht am Ende des Tages vielleicht einen Menschen mit vielen Freunden, weil er meistens ganz lieb ist. Ich kann mich auch an andere Zeiten erinnern. Als Teenie war ich eine fucking bitch. Und wisst ihr was? Damals hatte ich genausoviele Freunde. Und das Leben war weit weniger anstrengend. Ich musste nicht aufpassen, was ich zu wem sage. Nicht falsch verstehen – ich versuche auch heute noch, so wenig wie möglich zu lügen. Aber „Das Kleid steht dir nicht“ ist jetzt „Vielleicht probierst du noch dieses Kleid da an…“ geworden. Rücksicht. Immer, auf alle. Politisch korrekt, pleasing. Nett.
Es ist anstrengend und ich hab‘ die Nase voll. Ehrlich. Klar, im Job wird’s einfach nicht immer gehen, ohne Rücksicht auf Verluste durchs Leben zu marschieren. Aber im Privatleben. Vor allem das letzte Jahr hat mir gezeigt, dass ich mich irgendwo am Weg verloren habe. Ich weiß gar nicht mehr, wieviele Dinge ich NICHT gesagt habe, NICHT gefragt habe, aus Angst, weniger geliebt zu werden. Andererseits: Wenn nichtmal ich mich so sehr liebe, dass ich für meine Rechte und Interessen eintrete, wie soll mich dann jemand anderer lieben? Wieso sollte ich versuchen, die perfekte Freundin zu sein, wenn ich nichts zurück bekomme? Wieso jemandem nachjagen, der mein Leben nicht bereichert, sondern nur Sorgen bereitet?
Klar bin ich für meine Freunde auch da, wenn die Zeiten nicht so rosig sind. Gern sogar. Aber nur, wenn unterm Strich die Balance ausgeglichen ist. Man kann die Wüste gießen, solang man will. Wenn da kein Samen ist, wird auch keine Blume wachsen. Nichtmal ein Kaktus. Ich bin genug. Ich muss niemandem nachlaufen. Wer in meinem Leben sein will, zeigt mir das. Ich muss nicht für alle da sein. Ich muss nicht auf alle anderen Rücksicht nehmen.