Die seltsamsten Orte der Welt

…von Alastair Bonnett

Das Buch hat einige Zeit lang in meinem Stapel ungelesener Bücher gefristet; völlig zu Unrecht, wie sich jetzt (endlich) herausgestellt hat. Denn das Werk, das ursprünglich wegen des schönen Covers (ich bin eben ein Ästhet…) meine Aufmerksamkeit erregt hatte, ist eine der klügsten Abhandlungen, die ich in den vergangenen Monaten in Händen hatte.

Der Autor widmet sich in seinem Buch insgesamt 47 irritierenden Orten, die entweder verloren, verborgen, zufällig entstanden, absichtlich geschaffen, oder verboten sind. Diese Orte beeindrucken alle auf ihre eigene Art und Weise, haben aber gemeinsam, dass sie das instinktive Bedürfnis des Menschen aufzeigen, zu gestalten und zu erschaffen. Bonnett macht sich die Mühe, in die Besonderheit des Ortes einzuführen und immer wieder aufs Neue den Beweis anzutreten, dass Orte unabdingbar für die Individualität des Menschen sind. Diese ausgewählten Bruchstücke einer Welt bemerkenswerter Orte bieten Anlass, um über das Spektrum und die Macht geographischer Imagination nachzudenken, darüber, was unsere Identität formt.

Er regt dazu an, über das immanente Paradoxon von Grenzen nachzudenken. Wie diese Individualität formen, einschränken und gleichzeitig so viel Freiheit versprechen. Bonnett fasst schließlich ein Gefühl zusammen, das ich selbst nur zu gut kenne:

„Doch dem genannten Dilemma entkommt man niemals ganz: Die Verlockungen von Flucht und Wanderlust sind dem Menschen ebenso tief eingepflanzt wie das völlige Gegenteil, die Sehnsucht, sich an einem Ort niederzulassen, an dem man sich auskennt und der nicht einfach irgendwo ist.“

Meine Meinung.
Unbedingt lesenswert. Abgesehen davon, dass im Buch Orte beschrieben werden, die Reisefreunde (oder Gallileo-Schauer) schon kennen (Prypjat), kommen bestimmt auch welche vor, von denen nur eine relativ kleine Anzahl von Menschen weiß, die aber dennoch unsere Fantasie anregen, Ein Buch, das so viel klüger macht und mit Sicherheit dazu führt, dass man in Zukunft in der eigenen Wohnumgebung den ein oder anderen Gutterspace wahrnimmt.

Ideale Lesezeit.
Immer. Oder eventuell: auf Reisen, fernab von daheim. In einem Baumhaus. Oder einer Höhle aus Decken.

Letzter Satz.
„Sie stellen uns vor die Herausforderung, uns als das zu sehen, was wir sind, nämlich eine Spezies, die Orte schafft und Orte liebt.“

Die Eckdaten.
Original: Off the Map (2014)
Seiten: 296
Preis: 19,95 Euro (D)
ISBN: 978-3406674921
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