Samstagmorgen. Es ist ein grauer und relativ kühler Tag Ende Februar. Der Beste und ich liegen kaffeetrinkend im Bett herum, verschaffen uns einen Überblick über die News des Tages (Infektionszahlen, Durchimpfungsrate, Wetter und Krypto-Kurse) und überlegen dabei, was wir an diesem Tag anfangen sollen. Nachdem er einen neuen Rucksack braucht und ich ein paar kurzärmelige Lauf-Shirts, beschließen wir, zu Decathlon in die SCS zu fahren. Die SCS, das ist ein riesiger Shoppingtempel im Süden Wiens. Da halten wir uns beide schon aus Prinzip eher ungern auf, aber das Billig-Sportgeschäft besuchen wir dann doch hin und wieder. Zwar gibt es dafür bessere Zeiten als Samstagnachmittag (zum Beispiel Montag Vormittag), aber wir haben heute eben noch nichts anderes vor. Und man muss auch ganz ehrlich sagen: wir trauen den Öffnungen des Handels nicht so richtig. Also ganz nach dem Motto: Wir kaufen uns das Zeug, das wir schon länger brauchen, jetzt, bevor wieder alles zusperrt. Es war aufregend, wir haben seit Längerem zum ersten Mal wieder die Stadt verlassen.
Beim Sportgeschäft angekommen, mussten wir erstmal warten. Es waren schon zuviele Menschen drin. Glücklicherweise nicht lang, dann erhielten auch wir die Erlaubnis zum Kauf. Vom Vergnügen war das allerdings soweit entfert wie die Erde vom Mond oder Andreas Gabalier von guter Musik. Abgesehen davon, dass Maßnahmen natürlich in Ordnung sind und wir uns dran halten, egal wie unbequem sie sind, waren es vor allem die anderen Menschen, an die wir uns erst wieder gewöhnen mussten. Etwas übermütig haben wir dann auch noch beschlossen, beim IKEA nebenan vorbeizuschauen. Mörser, Kasserolle, Leintücher und ein Teppich standen auf der Liste. Es war traumatisch. Soviele Menschen auf einen Fleck, das waren garantiert zuviele. 2 Meter Abstand zu halten, ging de facto nicht. Überall waren plärrende und brüllende Kinder, die herumliefen und von ihren Waldorf-Eltern unbeachtet anderen (uns) auf die Nerven gingen. Wir haben schnell zusammengesucht, was auf unserer Liste stand und dann das Geschäft so schnell wie möglich verlassen. Ich denke, mittlerweile haben wir uns schon so an eine gewisse Ruhe und die Abwesenheit vieler anderer Menschen gewöhnt, dass unsere Hirne einfach überfordert waren. Als wir dann endlich wieder daheim waren, mussten wir konsequenterweise auch gleich eine Runde schlafen gehen.
Ich freu‘ mich, wenn endlich wieder alles „normal“ wird, aber ein paar Dinge find ich aktuell ganz gut. Zum Beispiel hat man in der Innenstadt ohne Touristen natürlich viel mehr Platz. Ich mag es, dass nirgendwo (außer beim IKEA) Menschen drängeln. Ich bin froh, dass ich niemandem die Hand schütteln muss, dass sich Menschen scheinbar regelmäßiger die Hände waschen als früher und dass ich nicht mehr in die Bussi-Bussi-Verlegenheit beim Begrüßen und Verabschieden komme (mag er/sie das? findet er/sie das angemessen? finde ich das grad angemessen?). Ich genieße die Tatsache, dass mir aktuell viel Zeit mit dem Besten gegönnt ist. Und ganz unfroh über die Absage gewisser Events und Veranstaltungen bin ich auch nicht. So, aber jetzt, da ich weiß, was mir gefällt und was nicht, können wir da bitte wieder zurück ins Real Life? Danke!