Es ist so weit. Die erste Pressereise „danach“ steht an. Es handelt sich um eine Kreuzfahrt. Costa Crociere möchte ein paar Journalisten ihr neues Sicherheitskonzept vorstellen. Und das am lebenden Patienten, also während einer Cruise. Das Ziel ist Bari, ausgehend von Triest – drei Tage lang sind wir an Bord der Costa Deliziosa und können uns umschauen. Die Reise startet in Wien, mit einem Flug nach Venedig. Von dort geht es mit dem Bus erstmal nach Triest und da eben aufs Schiff. Die Voraussetzung, dass wir einsteigen dürfen, ist ein negativer PCR-Test. Der darf nicht älter als 72 Stunden sein. Uns wird daher empfohlen, den noch daheim in Wien zu machen. Denn wenn du dann erstmal in Triest bist, dort den Test machst und er wider Erwarten positiv ausfällt, dann sitzt du erstmal fest.
Ich mache mir also einen Termin im Labor aus. Das funktioniert online und superschnell. Gewünschtes Zeitfenster auswählen, Daten eingeben, fertig. Denke ich zumindest. Nö, man muss noch zwei Formulare herunterladen, ausdrucken und ausgefüllt mitbringen. Ich bin Millennial, habe keinen Drucker und kenne nur eine Freundin mit einem Drucker. Also bitte ich sie, mir die beiden Zettel auszudrucken. Ich hole sie ab und fahr damit nächsten Tag nach Mordor, wo ich zum Test antreten soll. Es regnet in Strömen. Natürlich.
Auf einem Parkplatz sind zwei Baustellencontainer aufgebaut. Vor einem: eine Menschentraube. Im anderen: ein Mann oder eine Frau im Ganzkörperkondom. Irgendwie steht nirgends so richtig, wo man hin soll und wie die Abläufe sind. Irgendwann kommt ein Mitarbeiter, sammelt unsere Formulare ein und ermahnt uns, Abstand zu halten. Der Regen strömt, ich werde ungeduldig. Das wäre so schön ironisch: während du darauf wartest, dass dir jemand bestätigt, gesund zu sein, krank zu werden. Meine Schuhe sind nass und irgendwann ruft dann doch jemand aus Container 2 meinen Namen. Ich darf meine Kreditkarte über den Tresen schieben. Als mir 120 Euro abgebucht sind, bekomme ich die Karte und Aufkleber mit Barcodes retour.
In Container 1 beschäftigt sich der Ganzkörperkondom-Mensch 25 Sekunden mit mir. Linkes Nasenloch – brennt. Augen tränen. Rechtes Nasenloch – brennt. Augen tränen. Rachen. Der geht. Ich hab auch wenig Würgereflex (ich tu‘ immer nur so, damit sich die Männer freuen). Zurück zum Auto und heim. Der Zeitaufwand ohne Testvorgang: 2 Stunden. Mit Testvorgang: 2 Stunden und 1 Minute. Das Ergebnis kommt noch in der Nacht, es ist negativ. Nun soll ich das noch ausdrucken und mitnehmen. Was ist mit denen? Diese Zettelwirtschaft nervt. Es wird mir versichert, dass ich das an der Hotellobby in Triest erledigen kann. Okay.
Und jetzt bin ich schon am Weg, irgendwo über den Wolken. In einer kleinen, klapprigen AUA-Maschine. Am Flughafen sind zwar alle mit MNS unterwegs, auch in der Maschine. Aber theoretisch weiß niemand, wem ich begegne und wer mich anhustet, bis ich schließlich in Triest vor dem Schiff stehe. Also ich bin momentan ganz froh, dass ich mich aktuell nicht um die Organisation von irgendwelchen privaten Reisen kümmern muss, sondern einfach jemandem nachlaufen kann. Die Presse-Betreuerin hat alles im Griff, weiß, wo es Drucker gibt und ist unsere Ansprechperson. Reisen ist plötzlich wieder mühsam geworden, was mich unglaublich traurig macht. Dafür ist – das kann ich versprechen – das Ankommen umso schöner.