Letztes Wochenende stand ich in einem Kräutergarten. An sich sind Kräuter etwas, das mich nicht so wahnsinnig interessiert. Aber es war ein lauer Juni-Abend, ich war auf Pressereise und das war nun mal einer der Programmpunkte. Die Dame, die uns durch den liebevoll angelegten Kräutergarten führte, war passenderweise ältlich, ziemlich runzelig und von jedem ihrer Zöglinge begeistert.
Wir zupften uns Blättchen ab, rochen dran, kauten darauf herum, machten Fotos, stellten Fragen. Die Atmosphäre war nett und entspannt. Eine Katze sonnte sich in den letzten verbliebenen Sonnenstrahlen des Tages. Und kurz war da dieser Moment. Der Moment, an dem ich mein gesamtes Leben in Frage stellte. Meine gesamte Karriere. Die Welt bereisen, drüber schreiben, Koffer einpacken, Koffer auspacken, unterwegs sein. Ankommen und wieder gehen müssen. All das, was mein bisheriges Leben so fantastisch gemacht hat, hatte da plötzlich dieses Fragezeichen über sich schweben.
Wäre es nicht eine Möglichkeit, zurück aufs Land zu ziehen? Eventuell eine längst vergangene Beziehung wieder aufleben zu lassen? Ein Hund, ein paar Hühner. Viel Grün, ein Kräutergarten. Im Erdgeschoß ein Bed & Breakfast? Geführte Wanderungen durch die Au, selbstgemachtes Brot, selbstgebackener Kuchen, Marmelade einkochen, Ruhe und Idylle. Die Sehnsucht nach dem idyllischen, vermeintlich einfachen Leben. Alles, was ich hinter mir gelassen hatte, weil es mich eingeengt hat. Ich hasse solche Momente. Ich will mein Leben nicht hinterfragen. Ich will zufrieden sein.
Ich liebe es, die Stadt vor der Tür zu haben. Ich liebe es doch, meine Freunde jederzeit treffen zu können. Ich liebe es doch, herumzureisen und die Welt zu entdecken. Ich wollte doch nie Land und Landleben. Der Verzweiflung nahe hab‘ ich meine beste Freundin angerufen. „Eisprung“, war ihr lapidarer Kommentar zu diesem Thema. Wahrscheinlich hat sie recht. Ich hoffe es.
Ohhh diesen Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. So geht es mir auch immer, wenn ich in dem blühenden Garten meiner Schwiegereltern auf dem Land sitze. Aber dafür die Freiheit und Flexibilität der Stadt eintauschen? Ich weiß es nicht. Vermutlich kommt es darauf an, ganz tief in sich reinzuhorchen, wie tief der Wunsch nach Entschleunigung und ländlichem Leben im Herzen verankert ist. Ich bin sehr gespannt auf deinem Blog dazu weiter zu lesen. 🙂
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Hallo liebe Johanna,
vielen Dank für deine Gedanken und Worte. Du hast recht, es ist auf jeden Fall eine Frage, die ich wohl weiter mit mir herumtragen werde und über die ich gut nachdenken muss. Ich liebe mein Leben in der Stadt schließlich sehr. I’ll keep you posted 🙂
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