Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, wenn ich mich in einen Nobelskiort begebe. Russische Oligarchen in Massen? Weniger nassen Schnee, der in Gramm abgewogen und zum Dinner serviert wird? Pistenbutler und Pelzträger allüberall? Nun, Ischgl ist schon speziell und ein bisschen verhaltensauffällig, das muss ich zugeben. Der Weg von meinem Hotel zum (hervorragenden!) 3-Hauben-Dinner im Hotel Yscla glich ein wenig einem Spießrutenlauf. Denn wenn die wohlhabende Partycrowd in Ischgl zum Après Ski geht, dann saufen die zwar Champagner, sind am Ende aber dennoch genauso fett wie unsereins, und auch unter Nobel-Bubbles-Einfluss gegröltes „Atemlos“ klingt nicht besser als in der billigerer-Rausch-Variante. Wenn die Herren im Freien feiern, umgeben von Skianzügen aller Preisklassen, wird man im Kleid zum Freiwild. Auch wenn das züchtig bis ans Knie reicht und vom fast bodenlangen (geliehenen) Nobelstrickmantel bedeckt wird. Einige der Annmachsprüche waren irgendwie süß, andere derb, manche unverständlich (Sprache oder Alkoholisierungsgrad) und wieder andere vernachlässigbar.
„Ischgl ist verhaltensauffällig“ – das war mein erster Eindruck. Allerdings musste ich den ziemlich schnell wieder revidieren. Nach dem 11-gängigen Dinner mit Weinbegleitung zu jedem Gang und Rum-Finish am Rückweg zum Hotel kehrten wir – eine ganze Pressegruppe – noch kurz an der Après Ski Bar ein. „Weißt du, ich bin nicht reich und schon gar kein Luxusweibchen. Aber ich hab Stil,“ lallte ich meiner Kollegin aus Niederbayern ins Ohr, „und ich finde Après Ski ja ein wenig fragwürdig. Dieses stillose Betrinken und herumgrölen, das mach ich ja nie“, brüllte ich über die wummernden Bässe hinweg. Luftholen. Und dann: „CORDULAAAAAAAAAAAAAAAAAAA GRÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜN!“