Noch drei Wochen. Wir können das schaffen – oder? An sich dachte ich ja immer, dass ich gut mit mir alleine sein kann. Das stimmt auch, solange ich die Option habe, es nicht sein zu müssen. Mein Leben war immer super durchgetaktet und durchgeplant. Jeden Tag gab es irgendein Event, ein Meeting, ein Treffen mit Freunden oder einen Lunchtermin. Ich habe nach wie vor Schreibaufträge, die ich auch erledige. Und da ich immer schon hauptsächlich im Homeoffice gearbeitet habe, ist das auch nicht das Problem. Aber ich hatte halt immer die Möglichkeit auf Menschenkontakt, wenn ich den wollte. Das ist jetzt erstmal weg. Und es ist unglaublich, wieviel Zeit mir plötzlich zur Verfügung steht. Ehrlicherweise finde ich das mega cool. So viele Termine, die nicht stattgefunden haben, mir aber auch nicht fehlen. Das zeigt, auf welche Bekanntschaften man künftig getrost verzichten kann. Es zeigt aber auch, welche Menschen man am meisten vermisst.
Das ist aber nicht das einzig Gute aus dieser Krise. Für mich persönlich heißt es auch, Lebensinhalte zu überdenken. Waren meine Reisen wirklich immer das Wichtigste im Leben (ja! ja! ja! – ich liebe diesen Job und möchte keinen anderen machen). Gut, darüber muss ich mir also keine Gedanken mehr machen. Richtige Wahl getroffen. Es wird nach der Krise weitergehen, davon bin ich überzeugt. Männerwahl überdenken: ist die Person, von der man dachte, sein Herz an sie verloren zu haben, jene Person, mit der man eine Quarantäne überstehen würde? Meldet sich diese Person? Kümmert sie sich? Tut sie irgendwas, um einen das Leben leichter zu machen?
Man hat also jetzt Zeit, das Leben zu übderdenken. Manches kristallisiert sich in der Krise so klar heraus, dass man gar nicht wegschauen kann. Weiterer Pluspunkt: ich habe mir endlich die Zeit genommen und damit begonnen, die GESAMTE Wohnung picobello zu putzen. Inklusive Fenster. Ich habe mich von vielen Dingen getrennt und es fühlt sich so supergut an. Das Leben ist langsamer geworden. Die Menschen sind nachsichtiger mit Terminen und Fristen. Mir persönlich kommt vor, als wäre eine Art Wohlwollen unter uns eingekehrt. Man sieht sich, man bleibt sich fern, aber man ist halt mit allen anderen in dieser seltsamen Blase gefangen. Wir haben ein gemeinsames Problem, eins, das man nicht mit Geld, Macht, Beziehungen einfach so lösen kann.
Natürlich ist mir bewusst, dass ich in einer privilegierten Lage bin, weil ich mir nicht unbedingt große Sorgen um meine Weiterexistenz mache. Ich bin gesund. Ich muss nicht an vorderster Front jetzt Nachtschichten und Überstunden schieben. Ich bin allen dankbar, die das tun. Wenn ich helfen kann, werde ich das machen. Und trotzdem habe ich schon jetzt ehrlicherweise immer wieder Durchhänger und seelische Tiefs. Zum Glück habe ich aber eine Art persönlichen Krisenmanager – ohne den ginge es momentan nicht.
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