Früher war alles besser… oder zumindest ist mir früher, als ich noch ein Kind war, einiges besser vorgekommen als es das jetzt aus der Perspektive einer Erwachsenen tut. Melancholische Gedanken, zu denen mich das zweite Buch meiner 12-Bücher-Für-2019 (wir berichteten) hinreißen. Es handelte sich dabei um „Karibischer Sommer“ von Agatha Christie. Meine Freundin Christa, mit der ich die 12-Bücher-Für-Challenge 2012 ins Leben gerufen habe, hat es mir aus dem Stapel ungelesener Bücher ausgesucht. Nun ist es so, dass ich das Buch eben irgendwann in der Volksschule schon einmal gelesen habe, da es sich um eine für Kinder leicht adaptierte und gekürzte Variante von „A Caribbean Mystery“, originalerweise 1964 erschienen.
Kurz zum Inhalt: Miss Marple hat von ihrem zauberhaften Neffen Raymond einen Urlaub in der Karibik geschenkt bekommen. Sie macht sich also auf, ein paar entspannte Wochen mit ihrem Nähzeug am Strand zu verbringen. Es wäre aber nicht Miss Marple, würde sie nicht schon bald über die erste Leiche stolpern. Und es wäre nicht Miss Marple, wäre sie nicht sowieso schon mit allen Verdächtigen auf Du und Du. Scharfsinnig, wie sie nunmal ist, hat sie schnell die verworrene Dreiecks-Beziehung der beiden anwesenden Paare durchschaut, weiß, für wen der Masseur des ermordeten Major Pelgrave eine Schwäche hat und dass es einen Grund für die scheinbare Zerstreutheit der Hotelbesitzerin gibt, die nichts mit der Arbeit zu tun hat. Es ist ein klassisches Whodunnit mit einem begrenzten Kreis von Verdächtigen, die man schon vor dem Mord kennenlernt. Natürlich kann Miss Marple den Mörder entführen und alle, die bis dahin überlebt haben, leben auch glücklich bis an ihr Lebensende weiter.
Eigentlich möchte ich mich mit dem Inhalt gar nicht zu lange aufhalten, denn der kommt (meiner Meinung nach) komplett ohne Spannungsbogen aus und plätschert so dahin. Typisch Agatha Christie eben. Als Kind und Jugendliche fand ich ihre Geschichten irgendwie spannender, was aber vielleicht auch an der Ausgabe liegen kann. Was mich allerdings so richtig gestört hat, war das N-Word im Text, das nicht nur der mieselsüchtige Major im Mund führt, sondern auch ganz allgemein zur Beschreibung verwendet wird. Ebenso wie sich Christie (nicht einer ihrer Protagonisten oder ihrer Protagonistinnen) dazu verleiten lässt, ganz allgemein lasche Arbeitsmoral und zweifelhaften Charakter mit der Hautfarbe eines Menschen gleichzusetzen. Ich weiß nicht, irgendwie fand ich das Buch mäh.
Mal sehen, ob ich mich dazu hinreißen lasse, wieder einmal eine Miss-Marple-Geschichte zu lesen, aber momentan fühle ich mich wirklich nicht gerade motiviert, das zu tun. Gleich im Anschluss habe ich übrigens mit „Schiffbruch mit Tiger“ von Yann Martel begonnen, das ebenfalls auf meiner 12-Bücher-Challenge steht und sich schon ganz gut anlässt, obwohl ich erst irgendwo ganz am Anfang bin. Stay tuned für diese Rezension. Einstweilen Toodles!
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