Der Anschlag

…von Stephen King

Es ist schon einige Zeit her, dass ich meine letzte Rezension zu einem Buch geschrieben habe. Also so auf ernsthaft. Und wahrscheinlich hab ich seit den „Blattclaus“-Zeiten (das war mein erster Blog, damals 2005. Ich bin ja bis heute der Meinung, dass ich es erfunden hab ;D) keine mehr so „richtig“ geschrieben. Aber damals war der Auslöser für alles, was danach folgen sollte – und wir reden immerhin von über zehn Jahren Buchbesprechungen – ein Buch von Stephen King. Ich hatte „In einer kleinen Stadt“ in wenigen Tagen gelesen und wollte meinen Empfindungen und Eindrücken unbedingt Ausdruck verleihen. Ich wollte meinen Senf abgeben – mir war egal, ob überhaupt irgendwer meine Gedanken lesen würde. Seit damals haben mehrere hunderttausend Menschen auf dem Blog, das heute zwar noch existiert, aber auf dem es viele Links gefetzt hat, vorbei geschaut. Interessanterweise wurden „typische“ Referatsbücher am öftesten geklickt. Nun… Das Blog wird eventuell irgendwann mal (vielleicht in Teilen sogar hierher) übersiedeln, aber das wird wohl nicht über Nacht passieren. Immerhin hab ich damals noch mit HTML gearbeitet… Egal, zuerst zu „Der Anschlag“ von Stephen King. 1.055 Seiten Spannung, Abenteuer, Gänsehaut und Tränen.

Inhalt.
Der Inhalt ist im Prinzip schnell erzählt: Der Englischprofessor Jake Epping gelangt über ein Zeitportal, das im Buch als „Kaninchenbau“ bezeichnet wird, aus dem Jahr 2012 ins Jahr 1958. Genauer gesagt: September 1958. Er ist der festen Überzeugung, dass die Welt im Jahr 2012 eine bessere ist, wenn Kennedy am 22. November 1963 nicht erschossen wird. Er hat sich also zum Ziel gesetzt, an jenem schicksalsträchtigen Tag Lee Harvey Oswald aufzuhalten, in einfach umzubringen und so Kennedy am Leben zu erhalten. Bis dahin gilt es aber, fünf Jahre zu überstehen. Jake, der in der Vergangenheit als George Amberson unterwegs ist, beginnt damit, ein mehr oder weniger normales Leben zu führen. Normal dann, wenn er als Lehrer in verschiedenen Schulen arbeitet, sich in der Theatergruppe engagiert und sich schließlich sogar in seine Kollegin Sadie verliebt und sich mit ihr verlobt. Weniger normal ist sein Leben in jenen Momenten, in denen er sein Wissen um die Zukunft einsetzt, um Sportwetten zu gewinnen oder sich an Oswalds Spuren heftet. Oder ein kleines Mädchen davor bewahrt, im Rollstuhl zu landen und eine Familie davor, ausgelöscht zu werden.

Zwar weiß Jake/George, dass die Vergangenheit sich dagegen wehrt, verändert zu werden, aber er irgnoriert dieses Wissen – oder versucht es zumindest. Er weicht den Versuchen der Zeit, Jake/George aufzuhalten aus, fragt sich auch, was er in der Gegenwart, die nun zwar seine Vergangenheit ist, aber in der Zukunft liegt, anrichtet – aber sein Ziel behält er klar vor Augen. Und das verfolgt er bis zum Schluss, koste es, was es wolle. Es wäre nicht Stephen King, würde es Jake/George nicht einiges kosten, das Attentat zu verhindern. Doch damit nicht genug – denn Jake/George muss sich schon sehr schnell den Folgen seiner Taten stellen…

Meine Meinung.
Das Buch ist fett, sehr fett. So arg, dass es schwierig wird, es ab dem zweiten Drittel mit einer Hand zu lesen bzw. im Bett liegend zu lesen. Aber dennoch kann man es kaum weglegen. Die Atmosphäre ist so dicht, die 50er Jahre sind so nah, dass man sich selbst dort im Petticoat herumrennen sieht (gut, in meinem Fall kommt das auch so fast täglich vor, aber ihr wisst schon, was ich meine) und jeder, einfach jeder raucht. Immer und bei jeder Gelegenheit, drinnen wir draußen. Handys wurden noch nicht erfunden und wenn man „schnell“ etwas wissen wollte, ist man in die BIBLIOTHEK gegangen. Ich gebe zu, ein bisschen sehne ich mich schon nach einem Kaninchenbau in die Welt von Pomade, James Dean und Diners. „Der Anschlag“ hat mich eine Woche lang bestens unterhalten, auch wenn mir manchmal ein bisschen das Hirn schwummerig wurde – so Zeitreisen kommen eben mit vielen Paradoxien daher – und es fällt mir schwer, etwas Negatives darüber zu sagen. Echt. Ich kann das Buch vollumfänglich empfehlen. Es lohnt sich. Übrigens beweist Stephen King einmal mehr, dass er nicht nur der Meister des Thrillers und des Horrors ist, sondern auch Liebesromane schreibt, die unvergleichlich romantisch sind. *hach*

Ideale Lesezeit.
Im Herbst, am besten Ende September, Mitte Oktober. Der Harmonie wegen.

Letzter Satz.

Dann trägt die Musik uns fort, die Musik lässt die Jahre dahinschwinden, und wir tanzen.

Die Eckdaten.
Original: 11/22/63 (2012)
Seiten: 1.055 (Paperback, Heyne)
Preis: 13,40 Euro (AT)
ISBN: 978-3-453-26754-1

 

11 Kommentare

      1. Notwende

        Hier ist ein Teil – gut drei Stunden:

        Leider fehlt von dem die Fortsetzung.
        Dafür gibts hier die komplette Serie – allerdings fehlt Teil eins, aber den siehst du ja oben 😂
        Teil zwei:

        Teil drei:

        Teil vier:

        Unglaublich, wie gut die Verfilmung das Buch wiedergibt!

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  1. Notwende

    Noch ein Hörbuch-Tipp:

    „Ausgebrannt“
    von Andreas Eschbach
    Ein Roman, der unter die Haut geht und an den du noch nach Jahren immer wieder denken wirst!
    Schon alleine dafür lohnt es sich, das kostenlose Probemonat auf Audible.de auszuprobieren.

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